Zuerst sprach Harald Jahnke, Geschäftsführer der Stadtwerke Prenzlau GmbH. Nachdem er die Gelegenheit nutzte, die Besucher in den Räumen der Stadtwerke zu begrüßen und das Unternehmen vorzustellen, sprach er über die Gesetzeslage bei den erneuerbaren Energien. Der Bundesrat hatte am 7. Juli das Netzentgeltmodernisierungsgesetz (NEMOG) gebilligt und demzufolge trat es am 22. Juli in Kraft. Harald Jahnke stellte die Frage: „Können wir für die Zukunft mit fallenden Strompreisen rechnen?“
Seine Antwort war ausführlich und vielschichtig. Er ist der Ansicht, dass die Gesetzesnovelle erst ab 2019 wirklich greifen wird. Zuallererst wirke sich diese Gesetzesänderung auf die Netzbetreiber aus, da in der Hauptsache die Netzentgelte bundesweit angeglichen werden. Das heißt, der hier agierende Netzbetreiber 50Hertz Transmission GmbH wird nun die gleichen Netzentgelte erheben müssen wie die Betreiber in anderen Regionen Deutschlands. Damit sollte eigentlich den Verbrauchern in Regionen hoher Stromerzeugung und schwacher Abnahme geholfen werden – wie zum Beispiel in der Uckermark. Diese wirtschaftliche Auswirkung wird allerdings weitere – ebenfalls wirtschaftlich motivierte – Entscheidungen bei den Netzbetreibern nach sich ziehen. Ob diese dann wirklich in die gewünschte Richtung führen werden, ist noch nicht abzusehen. „Für Haushalte werden auf jeden Fall die allgemein steigenden Strompreise die Einsparung durch Netzentgeltreduzierungen auffressen“, prophezeite Harald Jahnke.
Ein anderer Effekt durch gesetzliche Vorschriften im Strommarkt sei die Entschädigung der Windstromerzeuger bei Stillstand ihrer Windräder. Und diese stünden deshalb so häufig still, weil die Menge an erzeugtem Strom das bisher vorhandene Übertragungsnetz gefährden würde. Also beißt sich hier die Katze in den Schwanz. Harald Jahnke zeigte auf, dass die mittlerweile mögliche Windstromleistung in Prenzlau ganzjährig den Gesamtverbrauch in und um Prenzlau übersteigen könnte, „wir können also mit dem Strom handeln“, so Jahnke und er mutmaßte, dass allein die Netzstruktur für die dezentrale Einspeisung nicht geeignet sei. Auch fiel ihm auf, dass an Speichermöglichkeiten und intelligenten Verknüpfungen von Erzeuger/Netz/Verbraucher – was modern als Sektorenkopplung bezeichnet wird, noch nicht genug gearbeitet werde. Hier warf auch der anwesende Geschäftsführer der Stadtwerke Schwedt GmbH Helmut Preuße ein: „Ja, die Möglichkeiten, Strom in Wärme oder Gas umzuwandeln, könnten viel häufiger genutzt werden. „Power to Heat“ oder „Power to Gas“ fangen gerade erst an, in der Technologie Fuß zu fassen.“ Dazu ergänzte PCK-Geschäftsführer Wulf Spitzley: Die Wasserstofferzeugung aus Windstrom ist schon jetzt technisch möglich Aber eben noch nicht wirtschaftlich. Unter anderem müssten dazu die gesetzlichen Rahmenbedingungen geändert werden, was die Anrechnung der Bioquote betrifft.
Abschließend plädierte Harald Jahnke energisch an die Politik, mit den Regulierungen nicht die wirtschaftlichen Anreize in Richtung erneuerbare Energien zu unterminieren, sondern mit flexiblen Justierungen positive Entwicklungen zu stärken.
Die Politik der Brandenburgischen Landesregierung, die, statt eindeutig die Energiewende zu forcieren, weiterhin die schmutzige und landschaftszerstörende Braunkohleverstromung protegiert, wurde weder von den Fachleuten unter den Anwesenden noch von den mittelständischen Unternehmern angesprochen. Wulf Spitzley, Sprecher der Geschäftsführung der PCK Raffinerie GmbH, erwähnte als Fachmann für Erzeugung von fossilen Energieträgern nur, dass auch das PCK-eigene Kraftwerk höchst selten anlaufe, da auch dies einfach nicht wirtschaftlich sei aufgrund der derzeitigen gesetzlichen Regulierung der Strompreise.
Die Zuhörenden waren teilweise überrascht über die Vehemenz des Vortrags und stimmten zu, dass diese Sachverhalte viel häufiger öffentlich diskutiert werden müssten, um eine breite Meinungsbildung zu ermöglichen.
Das zweite Diskussionsthema war für die mittelständischen Unternehmer wesentlich greifbarer. Michael Steffen, Leiter des Jobcenters Uckermark und Constanze Hildebrandt, stellvertretende Leiterin der Agentur für Arbeit Eberswalde waren eingeladen worden, um über das Thema: „Hier – Zuhause – Leben – Arbeiten“ zu sprechen. Gekommen war Constanze Hildebrandt und sie kam auch ohne Umschweife zum Kern der Sache. „In der Uckermark haben wir derzeit 700 offene Stellen gemeldet. Die Unternehmen suchen zunehmend speziell qualifizierte Mitarbeiter, die bei der geringen Bevölkerungsdichte hier nicht so ohne weiteres zu finden sind“, leitete sie ihre Rede ein. Die Statistiken zeigen, dass in den vergangenen 15 Jahren in der Uckermark nur ein marginaler Anstieg der Gesamtarbeitsplätze zu verzeichnen war. Sie nannte die Zahlen: In 2003 gab es 36.624 Stellen und in 2107 gibt es 37.795 Stellen. Vergleicht man den Barnim damit, hat sich dort im gleichen Zeitraum wesentlich mehr entwickelt. Das mag an vielen Faktoren liegen, aber die Tatsachen sind nun einmal so. Ganz konkret bietet Constanze Hildebrandt den Unternehmern die Leistungen der Agentur für Arbeit an: „Wir haben nicht nur Angebote für Arbeits- und Ausbildungssuchende sondern auch für Sie als Unternehmer. Wir bieten mit unserem Arbeitgeberservice viele Werkzeuge an, mit denen Sie passgenaue Stellenbesetzungen finden können. Sei es durch individuelle Qualifizierungen oder Unterstützung bei der Arbeitsplatzgestaltung in Ihren Unternehmen.“ Sie motivierte die Anwesenden mit ihrem Engagement: „Nehmen Sie Kontakt zu uns auf, wenn Sie Probleme haben, Mitarbeiter zu finden!“
Immer häufiger hört man die Klagen, dass Firmen keine Angestellten finden, sei es im Gastronomiebereich - wo das Problem seit langem besteht – oder bei Handwerksfirmen, die bereits Probleme haben, Auszubildende zu finden, geschweige denn qualifizierte Facharbeiter. Constanze Hildebrandt rät aber auch: „Wichtig ist heute, dass Sie den Mitarbeitern attraktive Arbeitsplätze anbieten. Denn die gut ausgebildeten Menschen haben mittlerweile die Wahl, wo sie arbeiten möchten. Wenn also die Uckermark mit ihrer hohen Freizeit- und Lebensqualität nicht nur Urlauber anlocken soll, sondern auch Bewohner, dann müssen die Arbeitsplätze in der Region ebenfalls hohe Qualität haben. Dazu gehört nicht zuletzt das Gehalt. Aber auch Telearbeit oder flexible Arbeitszeiten spielen heute eine große Rolle.“
Nach der motivierenden Rede der stellvertretenden Agenturleiterin meldete sich Petra Buchholz vom Amt für Kreisentwicklung der Uckermark zu Wort: „Genau in diesem Zusammenhang möchte ich die Unternehmer auf die Webseite www.ausbildung-uckermark.de hinweisen. Dort finden sich nicht nur Informationen für Ausbildungssuchende sondern auch eine ganze Rubrik für Ausbildungsbetriebe.“ Und weiter erzählte sie über die Initiative der Kreisverwaltung: „Wir haben festgestellt, dass Schülerinnen und Schüler noch immer nicht Bescheid wissen über die Vielfalt der Berufe in der heutigen Zeit. Und nicht einmal die Bandbreite der Berufsmöglichkeiten in der eigenen Region ist ihnen bekannt. Aus diesem Grund möchten wir einen Elternabend gründen, der in regelmäßigen Abständen zumindest den Erziehungsberechtigten der Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die Berufslandschaft der Uckermark gibt. Dazu brauchen wir auch Ihr Engagement. Wir möchten gerne, dass sich bei diesen Elternabenden Unternehmen vorstellen und ihre Berufsbilder anschaulich machen. Sie können sich auf der Webseite www.ausbildung-uckermark.de informieren, wie wir uns das vorstellen und Kontakt mit uns aufnehmen.
Im Abschlussplädoyer griff Siegmund Bäsler, Präsident der Unternehmervereinigung Uckermark e.V., dieses Thema auf und wies auf die demnächst stattfindende Studien- und Ausbildungsmesse SAM am 15. und 16. September in den Uckermärkischen Bühnen Schwedt hin. Dort werden sich - wie auch bei vielen anderen Ausbildungsmessen in den Oberschulen des Kreises - Unternehmen, Ausbildungsinstitute und Hochschulen vorstellen, so dass die interessierten Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern ein vielseitiges Bild der Berufswelt in der Region bekommen können. Er rief die Unternehmerschaft auf, sich an diesen öffenlichkeitswirksamen Aktionen zu beteiligen. aha
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